API-First oder wie aus einem IT-Chaos ein funktionierendes Ökosystem entsteht

Seien wir ehrlich: viele IT-Landschaft sehen wahrscheinlich aus wie unser Büro nach einem Wochenend-Coding-Marathon. Überall liegen halbfertige Projekte rum, nichts spricht miteinander, und irgendwie funktioniert trotzdem alles, aber niemand weiss so genau, wie und warum.

Falls dies der Fall ist: Willkommen im Club der "Legacy-System-Survivors". Die gute Nachricht? Es muss nicht alles weggeworfen und von vorne anfangen werden. Die noch bessere Nachricht? Es gibt einen Weg aus dem Chaos, der sogar Spass macht.
Marc Brühwiler

Marc Brühwiler

Projektleiter

Integrationen · 13.08.2025

APIs als Verbindungselemente der IT

Verschiedene Systeme lassen sich wie Lego-Steine zusammenstecken. Das klingt verrückt, funktioniert aber. Der Ansatz heißt API-First und ist ebenso simpel wie genial: Statt dass Systeme isoliert nebeneinander existieren, erhalten sie eine gemeinsame Sprache.

Das Schlüsselwort lautet "zentrale API". Diese funktioniert wie ein sehr gut organisierter Übersetzer, der gleichzeitig verschiedene Sprachen und Systemdialekte beherrscht. Alle Daten laufen über diesen einen Punkt, ohne dass bestehende Systeme ersetzt werden müssen.

Praxisbeispiel: Wenn aus Chaos Ordnung wird

Ein konkretes Projekt verdeutlicht die Wirksamkeit des Ansatzes. Ein Unternehmen hatte das klassische Problem: Mitarbeiter mussten sich bei zahlreichen verschiedenen Systemen anmelden, jede Abteilung pflegte eigene Datenbanken, und die IT-Abteilung verbrachte mehr Zeit mit der Datensynchronisation als mit strategischen Aufgaben.

Die Lösung: Ein Login für alle Systeme

Der Lösungsansatz war elegant: Eine zentrale API verbindet alle Systeme miteinander. Zusätzlich fasst ein Auth-Service bestehende Logins zusammen, ohne diese zu ersetzen.

Das Ergebnis: Benutzer loggen sich einmal ein und erhalten Zugriff auf alle benötigten Anwendungen. Administratoren können mit wenigen Klicks neue Apps freischalten. Die IT-Abteilung gewinnt Zeit für strategische Aufgaben.

Konkrete Verbesserungen

  • Funktionsfähige Selbstbedienung: Personen ändern ihre Daten eigenständig, was administrative Arbeit reduziert

  • Rollenbasierte Zugriffe: Abhängig von der Rolle werden unterschiedliche Apps im Portal angezeigt

  • Entwicklerfreundlichkeit: Die offene API-Gestaltung ermöglicht auch externen Entwicklern eigene Integrationen

Der Business Case

Führungskräfte betrachten solche Projekte oft als teuer und komplex. Beide Einschätzungen stimmen, aber eine Kostenanalyse zeigt die Vorteile:

Kosten des aktuellen Zustands

  • Mitarbeiter verschwenden täglich Zeit mit manuellen Datentransfers zwischen Systemen

  • Verschiedene Abteilungen arbeiten mit unterschiedlichen Datenständen

  • Die Integration neuer Systeme dauert Monate statt Tage

  • IT-Abteilungen befinden sich permanent im Reaktionsmodus

Vorteile der API-Revolution

Schrittweise Modernisierung: Nicht alle Systeme müssen gleichzeitig ersetzt werden. Die API verwandelt Legacy-Systeme in moderne, vernetzte Komponenten.

Rollenbasierte Flexibilität: Das Portal wird zur zentralen Schaltstelle. Jeder Benutzer sieht nur relevante Inhalte.

Zukunftssicherheit: Neue Tools integrieren sich nahtlos in die bestehende Landschaft.

Häufige Stolperfallen

"Eigenentwicklung als Schnellschuss"

API-Design erfordert sorgfältige Planung. Fehler im Fundament führen zu späteren Problemen im gesamten System. Investitionen in Standards und Planung zahlen sich aus.

"Performance als nachgelagerte Überlegung"

Eine langsame zentrale API bremst alle angeschlossenen Systeme. Caching, Load-Balancing und Monitoring gehören zur Grundplanung.

"Sicherheit als spätere Ergänzung"

APIs benötigen von Beginn an umfassende Sicherheitsmassnahmen. Authentifizierung, Verschlüsselung und Zugriffskontrolle sind unverzichtbar.

Der richtige Zeitpunkt

Während Unternehmen noch abwägen, bauen Wettbewerber bereits ihre digitalen Ökosysteme auf. Der Einstieg ist jederzeit möglich, wird aber mit der Zeit komplexer.

API-First ist mehr als ein technischer Trend. Es ermöglicht eine IT-Landschaft, in der Systeme kooperieren statt konkurrieren, neue Features schnell implementiert werden und IT-Abteilungen strategisch arbeiten können.

Die relevante Frage lautet nicht, ob API-First sinnvoll ist, sondern ob Organisationen weiterhin mit fragmentierten Systemen arbeiten oder funktionsfähige Ökosysteme aufbauen möchten.

Fragen oder Interesse? Wir sind jederzeit telefonisch oder per E-Mail erreichbar.